Pressestimme: Der Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt sieht deutlich mehr Chancen als Risiken

Der Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt sieht deutlich mehr Chancen als Risiken

SuperSonntag WEB-Ausgabe| Dessau-Roßlau | 29.08.2016

Der Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt sieht deutlich mehr Chancen als Risiken

Wird Dessau-Roßlau Gastgeber für die Landesgartenschau 2022?

Dessau (ak).
Die Mulde und ihre Ufer als Erlebnisbereich für die Stadt zu erschließen und die Landesgartenschau  (LAGA) als Motor für die Innenstadtentwicklung zu nutzen - das sind zwei wesentliche Punkte des Dessau-Roßlauer Bewerbungskonzeptes.
Der Wochenspiegel sprach mit Mirko Kirschner, Präsident des Wirtschafts- und Industrieclubs Anhalt und Präsidiumsmitglied Jan Paul.

Warum setzt sich der Wirtschafts- und Industrieclub An­­halt so massiv für eine Bewerbung um die Landesgartenschau 2022 ein?

Jan Paul: Weil es eine einmalige Chance für unsere Stadt ist und es die ureigenste Aufgabe des Wirtschafts- und Industrieclubs ist, sich für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Belange vor Ort zu engagieren.

Mirko Kirschner: Darum ha­­ben wir der Stadtverwaltung und den Stadträten beim Neujahrsempfang 2015 den Vorschlag un­­terbreitet, sich um die Ausrichtung dieses Großereignisses zu bewerben, das ja nicht nur Besucher von außerhalb anlockt, den Tourismus und regionale Wirtschaftskreisläufe ankurbelt, sondern vor allem nachhaltige Effekte für das Stadtbild mit sich bringt. Wir sehen darin großes Potenzial, unsere Stadt für die Zukunft fit zu machen und städtebauliche Missstände zu beheben.

Jan Paul: Wir haben die Initiative ergriffen und konnten für die Anschubfinanzierung einer Machbarkeitsstudie mehr als 20 Firmen aus Dessau-Roßlau begeistern, die 20.000 Euro dafür gespendet haben. Bei der Stadtverwaltung und den Stadträten sind wir von Anfang an auf offene Ohren gestoßen. Das Amt für Stadtentwicklung und das Konzept erstellende Büro ha­­ben einen sehr guten Job ge­­macht und von Anfang an die Bürger miteinbezogen. Bei den Vorstellungsrunden stießen die Projektideen auf großes Interesse, es gab viele Hinweise und Vorschläge aus der Bevölkerung.

Bei allen Chancen für die Stadtentwicklung und Impulsen für die Wirtschaft ist so ein Vorhaben nicht ganz frei von Risiken. Etat­­über­­schreitungen und fehlende Besucher haben bei der Beteiligung Havelbergs an der Bundesgartenschau 2015 für Schlagzeilen ge­­sorgt.

Jan Paul: Bei einem solchen Vorhaben darf man nicht im ersten Jahr von einem Minus sprechen, es ist eine Investition in die Zukunft. Zudem hat Dessau-Roßlau im Vergleich zu den bisherigen Ausrichtern der Landesgartenschau mit Bauhaus, Gartenreich und Junkers ein viel größeres touristisches Potenzial.

Mirko Kirschner: In den Kalkulationen wurde mit der kleinstmöglichen Besucherzahl gerechnet. Selbst wenn tatsächlich nur 400.000 Besucher zur Landesgartenschau nach Dessau-Roßlau kämen, würde unterm Strich ein Null stehen. Da aber pro Jahr weit mehr Touristen Dessau besuchen, dürfte es kein Problem sein, diese auch für die Landesgartenschau zu begeistern.

Jan Paul: Die Landesgartenschau ist mit einem Ge­­samtinvestitionsvolumen von 55 Millionen Euro für alle begleitenden Maßnahmen die größte Investition in Dessau-Roßlau. 15 Millionen Eu­­ro davon wären für reine Landesgartenschauprojekte. Der weitaus größere Teil würde u. a. in die Umgestaltung der Askanischen Straße, die bessere Verbindung des Stadtzentrums mit der Mulde, die Absenkung der Ludwigshafener Straße in Höhe der Mühleninsel und die Aufwertung des Stadtparks fließen.
 
Mirko Kirschner: Zudem profitieren wir jetzt noch von einer komfortablen Förderung durch die Europäische Union. Eine Verschiebung der Bewerbung um weitere vier Jahre kommt schon allein deshalb nicht infrage, weil die Fördermöglichkeiten dann deutlich minimaler ausfallen.
Jan Paul: Kritische Stimmen mahnen die hohen Folgekosten an. Das ist natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings bezieht sich das Dessau-Roßlauer Konzept ja auf Innenstadtflächen, die schon jetzt unterhalten und gepflegt werden müssen. Viele der geplanten Maßnahmen müssen in den nächsten Jahren sowieso angefasst werden, wie z. B. das Welterbeinformationszentrum.

Welche Chancen sehen Sie für die Dessau-Roßlauer Be­­werbung? Es gibt ja starke Mitbewerber, wie Ballen­­stedt, Bad Dürrenberg und Blankenburg, wo die Begeisterung schon jetzt groß zu sein scheint.

Mirko Kirschner: Wir liegen ganz gut im Rennen und wissen die Bürgerschaft hinter uns. Außerdem war die Harzregion mit Aschersleben und Wernigerode schon zweimal Austragungsort einer Gartenschau.
Jan Paul: Das Dessau-Roßlauer Bewerbungskonzept ist innovativ und entspricht ge­­nau den Richtlinien. Es sollen keine neuen Flächen er­­schlossen werden, sondern Pro­­blem­­zonen im Stadtzentrum behoben werden.


Landesgartenschauen in Sachsen-Anhalt

Die erste Landesgartenschau fand 2004 in Zeitz statt, danach folgten 2006 Wernigerode und 2010 Aschersleben. 2015 beteiligte sich Havelberg an der Bundesgartenschau Havelregion.

Die nächste Landesgartenschau wird 2018 in Burg stattfinden.

Das Landesregierung hat beschlossen, für 2022 eine Landesgartenschau auszuschreiben.
Interessierte Städte und Gemeinden können sich bis 15. September 2016 bewerben.

Treibende Kraft für eine Bewerbung ist in Dessau-Roßlau der Wirtschafts- und Industrieclub. Das Vorhaben wird von der Stadtverwaltung und dem Stadtrat unterstützt.

Ende November wurde im Hauptausschuss die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie beschlossen. 20.000 Euro der insgesamt 40.000 Euro teuren Konzeption finanzierten Unternehmer mit einer zweckgebundenen Spende.  

Über die Bewerbung soll der Stadtrat am 31. August  abstimmen.

Zurück